Gemeindezentrum: Barrierefrei nach umfassender Sanierung…

…oder: Warum man manchmal erst Geld ausgeben muss, um zu sparen.

Bereits in der Novembersitzung des vergangenen Jahres gab der Fachbacher Gemeinderat „grünes Licht“ für die umfangreiche Sanierung des Gemeindezentrums. Zum einen wird das inzwischen mehr als drei Jahrzehnte alte Dorfgemeinschaftshaus damit endlich barrierefrei, also auch für Menschen mit Handicap ohne Einschränkungen zu nutzen, zum anderen wird von der Dämmung über die Heizung und Belüftung, die Fenster bis hin zur Beleuchtung energetisch alles auf den aktuellen Stand der Technik gebracht.  „Zur generellen Sanierung gab es auch überhaupt keine Alternative“, fasst Ortsbürgermeister Dieter Görg zusammen. „Grundschule, Kindergarten und alle Vereine, ja das gesamte Veranstaltungsleben im Dorf sind ohne die Halle undenkbar. Die Heizung hätte aber keinen weiteren Winter überlebt. Abgesehen davon, dass wir wegen der defekten Fenster ja eher Fachbach mitbeheizt haben.“

Zunächst standen damit einmal „nur“ rund 80.000 Euro für eine neue Heizung im Dorfgemeinschaftshaus zur Diskussion im Gemeinderat. Diese Ausgabe wäre Fachbach aber wegen des defizitären Haushalts und den Auflagen aus der Energieeinsparverordnung der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD, früher Bezirksregierung) untersagt worden. Vereinfacht gesagt: ohne zusätzliche Maßnahmen wie Dämmung, Lüftung und Ähnliches gibt es keine Genehmigung für die dringend benötigte neue Heizung. Damit kostet das ganze Projekt aber schnell 300.000 Euro und ist nicht förderfähig.

Maximal förderfähig wird das Ganze erst, wenn die so genannten KFW-100 Vorgaben eingehalten werden. Das ist ein Programm der staatlichen Förderbank KFW, der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Nach den – zugegebener Weise absolut zeitgemäßen Förderkriterien mit hohem energetischem Anspruch fallen nun alleine dafür über 700.000 Euro an. Dazu kommen noch einmal rund 200.000 Euro für die von der Landesregierung „gewünschte“ Barrierefreiheit öffentlicher Gebäude bei einer Sanierung.

Jetzt ist das ganze Szenario zwar zehnmal teurer, aber förderfähig. Und: es gibt natürlich auch die Genehmigung der Kommunalaufsicht und der ADD.

Was bleibt ist aber statt einer neuen Heizung (zur Erinnerung: für rund 80.000 Euro!) ein ganz schön dicker Brocken für die klamme Gemeindekasse von Fachbach. Doch den gewählten Gemeindevertretern im Rat blieb gar keine andere Möglichkeit als mit „Ja“ zu stimmen, um das Dorfgemeinschaftshaus zu erhalten. Die zugehörige Rechnung zeigt schnell, dass Geld leider erst einmal mit vollen Händen ausgegeben werden muss, damit gespart werden kann. Klingt verrückt? Ist aber in der Verwaltung von kleinen Kommunen leider völlig normal.

Die Rechnung

Die (teurere) KFW-100-Variante kostet die geschätzten 700.000 Euro. Das Land Rheinland-Pfalz gibt einen Zuschuss (Förderung) von 200 000 Euro, bleibt also „nur noch“ eine halbe Million. Die Summe vermindert sich für die Gemeinde Fachbach noch einmal um etwa 50.000 Euro, weil das im Gebäudekomplex befindliche Feuerwehrgerätehaus der Verbandsgemeinde gehört und diese somit auch die Kosten für diesen Sanierungsteil tragen muss. Dass Fachbach über die so genannte Verbandsgemeindeumlage diese Kosten auch teilweise wieder mitträgt, führt hier zu weit – zeigt aber die Komplexität der Vorgänge.

Da die Gemeinde Fachbach (wie so viele Kommunen) keinerlei Rücklagen besitzt, muss der verbleibende Betrag von geschätzten 450.000 Euro komplett über Kredite finanziert werden.

Mit KFW-Darlehen:

Der Zinssatz für die KfW- Finanzierung leigt bei günstigen 0,05 Prozent. Außerdem gibt es noch einen zusätzlichen „Bonus“ (den Tilgungszuschuss) in Höhe von 10 Prozent des Darlehens, macht runde 400.000 Euro Finanzierungsbedarf. Die Kreditaufnahme beträgt also im Rechenbeispiel 400.000 Euro. Das macht eine monatliche Rate für Tilgung und Zinsen von 1.120 Euro – über 30 Jahre würde das Darlehen im Beispiel also nur 3.200 Euro an Zinsen kosten, bei Gesamtkosten von 403.200 Euro.

Würde die Ortsgemeinde auf das KfW- Programm 100 verzichten und die Gebäudesanierung lediglich auf der Grundlage der von der Aufsichts- und Dienstleistungs- Direktion vorgegebenen Einhaltung der Energieeinsparverordnung sanieren, müsste mit einer Kreditaufnahme von rund 300.000 Euro gerechnet werden – ohne jede Förderung.

Ohne KFW-Darlehen:

Der dazu nötige Kredit hätte zurzeit einen Zinssatz von zwei Prozent.  Die Kreditsumme beliefe sich auf 300.000 Euro, die monatliche Rate (Tilgung u. Zinsen) auf 1.110 Euro.  Damit würden gesamt 99.200 Euro an Zinsen fällig. Die deutlich geringere Leistung mit deutlich höheren energetischen Folgekosten als in der teuren Variante würde Fachbach also insgesamt mindestens 399.200 Euro kosten. Im günstigsten Fall also nur 4000 Euro weniger als das Beste, was energetisch für nachfolgende Generationen von Fachbachern zu schaffen wäre. Keine Frage, wie da die Entscheidung des Rates ausfiel.

Inzwischen steht fest, dass es auch für die Kosten im Zusammenhang mit der Herstellung der Barrierefreiheit einen Zuschuss des Landes von 40 Prozent der rund 200.000 Euro geben wird. Im Rahmen einer Ortsbesichtigung mit dem Vorsitzenden des Kreisverbandes der SPD Rhein-Lahn, Mike Weiland, erläuterte Dieter Görg den Stand der Sanierungsarbeiten. „Obwohl wir zunächst quasi wieder im Rohbaustatus waren, bin ich zuversichtlich, dass die Sanierung bis zu den Sommerferien beendet ist“, schätzt Görg. Und dann hat Fachbach nach energetischen und Inklusionsmaßstäben eines der modernsten öffentlichen Gebäude in der Region und damit ein wirkliches Vermächtnis für kommende Generationen – auch wenn man am Anfang eigentlich nur eine funktionierende Heizung wollte.