Ab Montag ist die B 260 zu – Umleitungen auch für Feuerwehr und Krankenwagen

Wer im westlichen Rhein-Lahn-Kreis – also rund um Bad Ems –  wohnt oder da regelmäßig auf dem Weg zur Arbeit durch muss, sollte vielleicht spätestens jetzt mal schauen ob er noch Resturlaub hat und  gezielt nach aktuellen Last-minute Urlaubsangeboten suchen. Warum? Weil die B260 ab Montag,  1. Oktober zwischen Bad Ems und Lahnstein voll gesperrt ist – aber sogar auf geplanten und ausgeschilderten Umgehungen wird gebaut. Autofahrer und vor allem Anlieger müssen jetzt seeeehr viel Geduld mitbringen.

Bei Fachbach geht erst einmal gar nichts mehr. Der Grund: ein seit Jahren schwelender Rechtsstreit um die 2003 eröffnete Umgehungsstraße. Damals war den Anliegern unter anderem ein so genannter Flüsterasphalt zugesichert worden, der die Geräuschbelastung in Grenzen halten sollte. Der wurde auch zunächst eingebaut, hat aber nicht funktioniert und musste schnell wieder ausgebaut werden, weil er beim Bremsen Wellen geschlagen hat. Verkürzt dargestellt – in einem Vergleich hat sich das Land Rheinland-Pfalz verpflichtet nun dieser Verpflichtung nachzukommen, eine Million Euro in die Hand zu nehmen und den Flüsterasphalt wieder einzubauen – obwohl klar ist, dass er nicht für eine Verkehrsbelastung dieser Art geeignet ist.  Bei einem Ortstermin für die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden und die Presse eine Woche(!) vor dem geplanten Baubeginn gab es erstmals einige Informationen. Dabei räumt sogar der Chef der zuständigen Behörde, des Landesbetriebes Mobilität ein, dass da der Flüsterasphalt eigentlich gar nicht geeignet sei. „Eigentlich hätte man den nie in der Planfeststellung festschreiben dürfen“, so Nink. „Der offenporige Asphalt funktioniert auch nur bei höheren Geschwindigkeiten“, ergänzt der LBM-Chef. „Wie hoffen, dass er einige Jahre hält“, schließt Nink.

Nun muss er aber rein, weil ein rechtlicher Anspruch bestehe. Und dafür muss eben komplett gesperrt werden, weil man den tollen Flüsterasphalt nur in einem Rutsch aufbringen kann, da die Entwässerung – genau wie der angebliche Geräuschreduzierungseffekt, durch die großen Poren erfolgt. Da kann man nicht mit einer Naht arbeiten und muss komplett sperren. Schade nur dass auch auf allen Umleitungsstrecken parallel gebaut werden muss – und zwar zur gleichen Zeit. Zum Beispiel auf der K67 zwischen Friedrichssegen und Frücht. Die ist aber schon seit einer Woche zu, weil sie genau ab jetzt bis Herbst 2019 komplett erneuert werden muss. „Weil das aber auch mit anderen Maßnahmen koordiniert sein muss, muss jetzt begonnen werden“, so Nink. Wahrscheinlich ab 2020 wolle man mit dem Aus- und teilweisen Neubau der L335 zwischen Braubach und Dachsenhausen beginnen, da müsse die K67 fertig sein, so Nink.

Klar. Damit man auf  L335 zwischen Braubach und Dachsenhausen irgendwann 2020 eventuell  anfangen kann, kann man eine Baustelle die bis Herbst 2019 dauert keine 14 Tage verschieben. Das leuchtet ein. Abgesehen davon zeigt auch der Blick auf die Karte, dass das schmale Sträßchen zwischen Friedrichssegen und Frücht wohl kaum als Umleitung für die fragliche Strecke in Frage kommt, genau zwischen K67 und L335 verläuft aber auch die zweispurige L327 von Braubach über das Forsthaus und Becheln nach Dachsenhausen – aber wie schon Pipi Langstrumpf sagte: „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“ …

Extrem beunruhigt sind die Anwohner des Fachbacher Ortsteils „Auf der Oberau“ und der kleinen Lahngemeinde Miellen übrigens nicht nur wegen der weiten Umwege: wegen der mangelnden Koordination ist der Arbeitsweg zum Beispiel nach Bad Ems nun 24 Kilometer länger und dauert runde 30, anstelle von gewohnten 5 Minuten – wohlgemerkt  in eine Richtung. Dramatisch wird das Ganze aber, weil das auch für die Anfahrt von Feuerwehr und Krankenwagen gilt. Ein Problem, dass einfach – bis in die vergangene Woche nicht bedacht wurde. Jetzt gibt es nach ehrenamtlicher Initiative durch den Bad Emser Wehrleiter eine Notlösung: die Lahnsteiner Feuerwehr würde im Einsatzfall mit ausrücken – von gesetzlich vorgeschriebenen und im Notfall extrem wichtigen acht Minuten bis zur Einsatzstelle ist man aber weit entfernt. Runde 15 Minuten würde es wohl dauern bis Ersthelfer da sein können. Für die Sicherheitsbedenken der Bürger hat Behördenleiter Lutz Nink aber vollstes Verständnis: „Ich habe absolutes Verständnis dafür, dass sich die Menschen, wenn wir Verkehrswege abschneiden, Sorgen machen, ob das Rettungswesen funktioniert“.

Verständnis ja – Lösungen leider keine. Fazit der Presse und Bürgermeisterrunde: alle Betroffenen wünschen sich generell frühzeitig mehr Informationen. Fachbachs Ortsbürgermeister Dieter Görg: „Solche Ortstermine sollten öfter und vor allem früher stattfinden. Man hat gesehen, dass hier viele Lösungsansätze gefunden werden können. Dafür ist es jetzt allerdings im konkreten Fall zu spät und so bleibt vieles ungelöst. Im Bezug auf die Rettungswege müssen wir einfach hoffen, dass am besten gar nichts passiert.“

LBM-Chef Nink erklärt die Informationsstrategie mit den unvorhersehbaren Gegebenheiten in der Planungsphase: „Wir haben an anderer Stelle auch schon versucht frühzeitig zu informieren, dann kam es anders und das war auch wieder allen nicht Recht. Dieses Mal waren wir allerdings sehr kurzfristig mit der Information, das gebe ich zu“, so Nink.

Dafür kamen dann ganz kurzfristig sogar noch einige Informationen mehr dazu: auf der ausgeschilderten Umleitung über die Südtangente wird nun ebenfalls parallel gebaut, das sei aber „nur“ eine einspurige Verkehrsführung und dürfe eigentlich keine Probleme geben, es sei aber auch ein anderer Teil des LBM zuständig, erklärt Lutz Nink den Betroffenen. Und dass in der sowieso schon gebeutelten Gemeinde Miellen nun auch – natürlich ebenfalls parallel – der Bahnübergang gesperrt und neu gebaut wird, sei zwar bedauerlich, aber eben nicht in der Zuständigkeit seiner Behörde, sondern der Bahn.

Das ist korrekt, die Leidtragenden sind aber einmal mehr die Anwohner.