B 47 – Zukunft der Nibelungenbrücke Worms

Sie ist ein „historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst“, ein Kulturdenkmal in zwei Bundesländern und zählt zu den großen innovativen Ingenieurleistungen der Brückenkonstruktion: die Nibelungenbrücke in Worms, die nun in einer reich bebilderten Publikation gewürdigt wird. Die Neuerscheinung mit dem Titel „Die Nibelungenbrücke in Worms. Zur Zukunft eines bedeutenden Ingenieurbauwerks“ ist im Michael Imhof Verlag erschienen und wurde jetzt im Raschi-Haus in Worms der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Buch über die Nibelungenbrücke basiert auf den Ergebnissen aus Vorträgen und Diskussionen einer virtuellen Tagung zur Wormser Nibelungenbrücke als herausragendes technisches Kulturdenkmal. Die Tagung fand inmitten der Corona-Pandemie am 14. September 2021 unter großer Beteiligung eines interessierten Fachpublikums statt.

„Der vorliegende Band ist ein enorm wichtiger Beitrag einer in ihrem Bestand gefährdeten Brücke, die in mehrerer Hinsicht Brückenbaugeschichte geschrieben hat, umso mehr freue ich mich, dass wir mit dem Kolloquium und dem daraus entstandenen Buch die Möglichkeiten, Chancen und Grenzen zukünftiger Perspektiven für die Wormser Nibelungenbrücke ausloten und zugleich der interessierten Öffentlichkeit den besonderen Wert des technischen Denkmals vermitteln können“, erklärte die Landeskonservatorin Dr. Roswitha Kaiser von der Direktion Landesdenkmalpflege der GDKE.

Die Publikation erscheint als Band 6 in der Reihe „Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz. Aus Forschung und Praxis“ und wird gemeinsam von der Direktion Landesdenkmalpflege in der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE), dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen und dem Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz herausgegeben.

Für Bernhard Knoop, Leiter des Landesbetriebs Mobilität Worms, „ist die Nibelungenbrücke gerade wegen ihrer revolutionären Bauweise ein ingenieurtechnisches Erbe, mit dem wir alle zusammen mit der gebotenen Sensibilität umgehen müssen und auch umgehen werden“. Knoop ergänzt: „Der bauhistorischen Bedeutung der Nibelungenbrücke und der Verantwortung als öffentliche Verkehrsinfrastruktur sind sich die verantwortlichen Stellen der Straßenbauverwaltungen in Rheinland-Pfalz, Hessen und selbstverständlich der Bund, als Brückeneigentümer, sehr bewusst.“

Dr. Henriette von Preuschen Oberkonservatorin am Landesamt für Denkmalpflege Hessen ergänzte: „Die Nibelungenbrücke, die erste Spannbetonbrücke über den Rhein, bedeutete den Durchbruch des Freivorbauverfahren für den Brückenbau in Spannbeton. Die 1951 bis 1953 nach Plänen von Ulrich Finsterwalder und Gerd Lohmer errichtete Rheinquerung ist eine technische Pionierleistung, die den Brückenbau weltweit revolutionierte.“ Unter Einbeziehung des gründerzeitlichen Brückenturms und bei einer Spannweite von 114,2 m entstand hier ein Bau von höchster Raffinesse, der schon während der Bauzeit weltweites Aufsehen erregte. Tausende von Besuchern kamen nach Worms, 3 909 angemeldete Ingenieure aus 23 Ländern besichtigten die Baustelle. Allein die Einweihungsfeierlichkeiten mit viel Politprominenz zog sich über mehrere Tage. Nach über 50 Jahren täglicher Verkehrsbelastung und trotz einer vor wenigen Jahren durchgeführten Sanierung ist die Brücke heute in ihrem Bestand gefährdet, da das Bauwerk den statischen Nachweis auf der Basis der derzeit geltenden Berechnungsmodelle nicht erbringen konnte.

Die Brücke spannt sich zwischen Lampertheim und Worms über den Rhein und erstreckt sich damit auch über zwei Bundesländer. „Als geschütztes Kulturdenkmal schlägt der mit seinen Bauphasen um 1900 und 1953 spannungsreich erlebbare Bau auch im übertragenen Sinne eine Brücke zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz. Das neue Buch dokumentiert die gemeinsamen Bemühungen der Denkmalämter beider Bundesländer um die Zukunft der Nibelungenbrücke“, so Dr. Georg Peter Karn vom Fachbereich Weiterbildung und Vermittlung der Landesdenkmalpflege in der GDKE.

Roswitha Kaiser und  Henriette von Preuschen, stellvertretend für die Landeskonservatorin Dr. Verena Jakobi, dankten im Rahmen der Buchvorstellung nochmals den Autorinnen und Autoren des Buches und Vortragsreferenten des Kolloquiums und wiesen auf die Aktualität des Thema angesichts der bundesweit zahlreichen in die Jahre gekommenen Brückenbauten hin: „Als Vertreterin der Denkmalpflege bin ich sehr zufrieden mit der Aufnahme der alten Nibelungenbrücke als Demonstrationsobjekt in ein Forschungsvorhaben des Bundes zur Entwicklung und Validierung lebensdauerverlängernder Maßnahmen für Infrastrukturbauwerke.

Hierdurch kommen wir neben unserem denkmalpflegerischen Ziel des Bestanderhalts eines hochrangigen Kulturdenkmals auch dem Klimaschutzziel der Vermeidung von CO2-Emissionen näher.“ Beteiligt an der Ausrichtung des Kolloquiums und an der Entstehung der Publikation waren Dr. Katinka Häret-Krug, Dr. Georg Peter Karn, Nadine Brandhorst und Karola Sperber von der GDKE. Auch Dr. Michael Auras vom Institut für Steinkonser­vierung e. V. wurde für seine intensive Mitarbeit an der Vorbereitung gedankt. 

Ansprechpartner für Rückfragen:

GENERALDIREKTION KULTURELLES ERBE                                                                                                                       
Dr. Georg Peter Karn 
Leiter Fachbereich Weiterbildung und Vermittlung 
Direktion Landesdenkmalpflege

Erthaler Hof
Schillerstraße 44
55116 Mainz

Tel. 06131 / 2016-220; 2016-0
E-Mail: georg-peter.karn(at)gdke.rlp.de
www.gdke-rlp.de

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